Libanon: Zwischen Terror und Tourismus

Vor einigen Wochen machte ich mich auf eine erneute Reise. Dieses Mal sollte das Ziel Libanon heißen.

Libanon: Zwischen Terror und Tourismus - Rouche Rock in Beirut

Rouche Rock – Beirut

Reiseziel: Libanon

Ein kleines Land, welches an die Krisengebiete Israel und Syrien grenzt. Ein modernes Land wie man mir sagte, mit einem großen Aufkommen an Christen und dem westlichen Denken. Nungut, dies sollte meine Eltern wenigstens etwas beruhigen. Diese waren nämlich, wie auch manche meiner Freunde, nicht gerade begeistert über mein Reiseziel. Etwas verständlich, gerade auch weil es Reisewarnungen des Auswärtigen Amts für den Norden und Süden des Landes gab, jedoch wollte ich mich davon nicht abschrecken lassen. Denn eine genaue Gefahr sah ich zu diesem Zeitpunkt nicht und dies hat sich auch bis zum Ende der Reise bestätigt. Mein Tipp: Mach dir keine Panik, solange du weißt wie Du dich verhalten sollst und manche Orte meidest wird schon nichts schief gehen.

Libanon: Zwischen Terror und Tourismus - Landschaft Libanon

In erster Linie reiste ich wegen der Hochzeit zweier sehr guter Freunde und der Taufe ihrer Tochter dorthin. Also ein sehr schöner Grund für eine kleine Reise! Wir lebten bei der Familie des Bräutigams in Akkar, dieser Teil liegt im Norden des Landes. Somit eines der Gebiete bei denen Reisewarnungen vorliegen. Aber da ich bei Einheimichen wohnen sollte, welche sich mit der dortigen Situation auskennen, fühlte ich mich sicher.

Schon bei der Fahrt vom Flughafen zum Wohnort wurde einem klar, dass der Alltag stets begleitet ist von der Präsenz des Millitärs. Ein Check-Point nach dem Anderen erwartete uns und jedes Mal wurde es wieder hell im Auto, wir hielten an und das wachsame Auge des dort stehenden Soldaten schaute ins innere unseres Autos und winkte uns schließlich weiter. Gruselig dachte ich zunächst, jedoch gewöhnte man sich recht schnell daran. Sie machen ja nur ihren Job und irgendwie fühlte man sich auch sicherer mit dem Gedanken, dass da Leute sind die die Reisenden innerhalb des Landes kontrollieren. Manchmal sah man auch wie Leute rausgewunken wurden und das gesamte Auto inspiziert wurde. Uns winkte man zum Glück immer weiter. Auch die nächsten Tage merkte man, dass stets Polizei oder Millitär auf den Straßen zu finden war; ob jetzt für den Verkehr zu regeln oder einfach Präsenz zu zeigen – quasi Normalzustand.

Zwischen Terror und Tourismus

Die drei letzten Tage meiner Reise war ich schließlich alleine in Beirut unterwegs. Dort lebte ich im Hostel Beirut – ein gepflegtes und zentrales Hostel. Dort habe ich mich super wohlgefühlt, schon alleine deshalb, weil ich so viele liebe Menschen kennenlernen durfte.

Mit der Entscheidung für ein paar Tage alleine zu reisen harderte ich schon etwas, aber entschloss mich schließlich doch dafür. Es waren ja nur drei Tage, es sollte eine weitere Erfahrung für mich sein und das Hostel hatte ich auch schon gebucht – was sollte also schief gehen?

Naja, als wir nachts von Akkar nach Beirut losfahren wollten kam plötzlich die Meldung, dass Anhänger des IS einen Soldaten in der Stadt umgebracht haben sollen und nun die Straßen erstmal zu sind. Gut, muss nicht sein! Also entschieden wir uns bis zum Mittag zu warten. Mittags kam es dann zu einer Entwarnung. Scheinbar war es doch nicht der IS, aber dazu lagen auch nicht wirklich viele Infos zur Verfügung. Auf jeden Fall waren die Straßen wieder offen und wir entschieden uns nach Beirut zu fahren. Außer einer Autopanne ging auch alles gut.

In Beirut selbst war von alledem nichts zu spüren. Wir hatten die Stadt vorher schon zweimal besucht und es fühlte sich eigentlich wie immer an. Auch die Leute aus dem Hostel, die schon mehrere Wochen in der Stadt lebten, versicherten mir, dass sie sich sehr wohl und sicher fühlten. Lediglich die Sache mit den Taxen, Minibussen und Services (Mein Tipp: Taxi, welches in eine bestimmte Richtung fährt und auf dem Weg weitere Fahrgäste aufnimmt oder aussteigen lässt quasi wie ein Bus. Übrigens für sehr wenig Geld!) war eine Herausforderung. Die Fahrer sprachen selten Englisch oder Französisch. Sie kannten sich auch nicht wirklich aus was Straßennamen anging, da die Stadt aus dutzenden verwinkelten kleinen Straßen besteht. Zudem machten die Autos eher einen besorgniserregenden Anschein. Aber hey, es war ein weiteres kleines Abenteuer und ich hatte letztendlich eine super Zeit!

Insgesamt war ich 16 Tage im Land unterwegs. Ich habe sehr viel gesehen: viele Städte, die Berge und Zedernwälder, das Meer, etc. Viele schöne Momente gab es, jedoch blieb man vom Negativen natürlich nicht unberührt. Viele syrische Flüchtlinge die auf den Feldern oder am Strand in Hütten oder Zelten lebten, Kinder die auf der Straße CD’s und weiteren Kram verkauften um etwas Geld nach Hause zu bringen, aber auch Kinder welche am Wegesrand standen und mit Gewehren spielten, Demonstrationen wegen Entführungen oder halt auch diese Nachrichten über getötete Soldaten.

Neben diesen Aspekten habe ich jedoch auch festgestellt, dass viele Europäer und Amerikaner sich bewusst dazu entscheiden dort zu leben, zu arbeiten oder zu studieren. Auch wenn der Tourismus wegen der ganzen politischen Situation zurückgegangen ist, es zieht immer noch viele Menschen in diese Gegend, vor allem nach Beirut.

Mach deine eigene Erfahrung

Ich kann nur Jedem raten sich ein eigenes Bild zu machen! Erfahrungen bringen einen weiter, lassen einen wachsen! Lasst euch keine Panik von Bekannten machen, es ist zwar berechtigt, aber solange man aufpasst und nicht leichtsinnig ist geht das alles klar. :)

Es wird nicht die letzte Reise in den Libanon gewesen sein! Dieses Land ist wirklich ein interessanter Fleck Erde mit schönen Landschaften, netten Menschen und einer grandiosen Partyszene – gerade Beirut ist für Kunstliebhaber und Freunde des Nachtlebens sehr empfehlenswert! In Beirut geht man kritisch mit vielen Themen um. Hier ist auch Raum dafür! Dies zeigt sich gerade in der Kunstszene der Hauptstadt, aber zu diesem Thema und auch zu dem wichtigen und schmackhaften Thema der orientalischen Küche, werde ich an anderer Stelle berichten.

Libanon: Zwischen Terror und Tourismus - Jbeil Port

Steffi

Steffi

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